Vorbilder für Mädchen in der Informatik – Pilot 2020

TU Wien Workshop-Reihe „Tagebuch der Informatikerin“ hat Informatikerinnen und Expertinnen zu Schulklassen in ganz Österreich gebracht.

Zu den größten Hindernissen für Schulmädchen in Österreich, welche jene davon abhalten in das Feld der Informatik einzutreten, zählen Mangel an weiblichen Vorbildern, wenig bis keine praktische Erfahrung mit Informatik und eine negative Vorstellung der täglichen Realität einer Frau in der Wissenschaft.

Um diese Barrieren anzusprechen hat die Pilotworkshop-Reihe „Tagebuch der Informatikerin“ (Diary of a female computer scientist) über 300 Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren in Klassenräumen quer durch Österreich die Möglichkeit gegeben, einen Einblick in das Leben und die Arbeit von bewährten Informatikerinnen und Fachfrauen zu gewähren. In Zusammenarbeit mit Abenteuer Informatik haben die Organisatoren auch Pilotworkshops für Jungen angeboten, bei denen diese sich an praktischen Aktivitäten versuchen konnten.

Die Workshops fanden zwischen Mitte Januar 2020 und Mitte Februar 2020 statt. „Die Nachfrage der Schulen war viel größer, als wir uns vorgestellt hatten“, sagt Agata Ciabattoni, Professorin für Logik in der Informatik. Aufgrund des riesigen Interesses der LehrerInnen an den Workshops planen die Organisatoren der Aktivität, welche Teil des Projekts ADA – Algorithmen Denken Anders ist, bereits die nächste Workshop-Runde für den Winter 2020/2021.

 

Zu den Informatikerinnen und Fachfrauen, die Schulen in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark und Oberösterreich besucht haben, zählen TU Wien Professorinnen: Dekanin Prof.in Gerti Kappel, Prof.in Hilda Tellioglu (Visual Computing & Human-Centered Technology), Prof.in Margit Pohl (Human Computer Interaction) und Ass.-Prof.in Martina Lindorfer (Security and Privacy). Die Workshops außerhalb Wien wurden von Informatikerinnen wie Marlies Temper (FH St. Pölten), Corinna Kröhn (JKU Linz), Jean Hallewell (FH Oberösterreich), Ana Sokolova (Universität Salzburg), Johanna Pirker (TU Graz) und Birgit Hofer (TU Graz) geleitet.

Cracking the code

Der UNESCO-Bericht „Cracking the code“ (dt. „Den Code knacken“) zeigt deutlich, dass das Interesse der meisten jungen, europäischen Frauen für Wissenschaft, Technologie, Technik und Mathematik im Alter zwischen elf und zwölf Jahren geweckt wird. Dieses Interesse lässt allerdings zwischen 15 und 16 Jahren beträchtlich nach und steigt nur mehr bedingt. Schulen spielen eine zentrale Rolle dabei, das Interesse der Mädchen an MINT-Fächern zu erwecken und sind gleichzeitig Fuhrwerke, die gleichen Zugang zu hochwertiger MINT-Bildung sicherstellen.

Vorbilder sind Teil einer durchdachten Strategie zur Chancengleichheit. Die Präsenz weiblicher Vorbilder in der Informatik kann die negativen Geschlechterstereotypen über deren Fähigkeiten abschwächen und Mädchen ein authentisches Verständnis über das Fach bieten, ohne dass Unangemessenheit im Spiel ist.

Maßnahmen, die funktionieren

Die Strategie für das Design der Workshop-Reihe wurde beim Hexagonal Treffen der Stakeholder, das von ForscherInnen und VertreterInnen von Organisationen, die an Projekten zur Förderung von MINT-Fächern und speziell Informatik als Fach für Schulmädchen in Österreich arbeiten, bestätigt.

Wir haben Erfahrungsberichte von einigen AkteurInnen aufgenommen, die sich in den letzten 20 Jahren aktiv für die Förderung von MINT-Feldern bei Mädchen in Österreich eingesetzt haben. (Sprecherinnen: Martina Lindorfer, TU Wien; Magda Habersatter, Projektleiterin des Projektes OVE-Fem-Initiative Girls! TECH UP; Andrea Mayr-Stalder, TurtleStitch, KinderUni der Universität Wien, und Botschafterin der EU Code Week Austria; Ruth Mayr, MINT Salzburg; Olivia Slepecka, Teach for Austria; Katharina Mittlböck, PH Wien; Sabine Zauchner-Studnicka, MOVES – Zentrum für Gender und Diversität und IT-Women der OCG)

Die Verzerrung der eigenen Auswahl, wenn Mädchen sich dagegen entscheiden ein Studium der Informatik einzuschlagen, scheint eine Schlüsselrolle zu spielen, schließlich betrachten Mädchen Berufe in den Bereichen der Informatik oft als nicht kompatibel mit ihrem Geschlecht. Auch wenn die Mädchen selbst diese Stereotypen nicht unterstützen – zu wissen, dass Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung (Gleichaltrige, Freunde, Eltern, LehrerInnen) solche Vorstellungen haben, kann das Selbstvertrauen der Mädchen schwächen und folglich auch ihre Leistungen und Vorhaben, Informatikstudien nachzugehen.

Dr.in Sabine Zauchner-Studnicka (Arbeitsgruppe Frauen und IT der OCG – Österreichische Computer Gesellschaft): „ Eltern und die Medien sind vergessene Zielgruppen, wenn es darum geht das Interesse von Mädchen für Informatik zu erwecken oder zu fördern. Beispielsweise, wo sind die weiblichen Wissenschaftler in den Medien zu sehen? Informatikerinnen sind im Vergleich zu Chemikerinnern, Doktorinnen und Biologinnen unterrepräsentiert.“

Über Tagebuch der Informatikerin und Anmeldung für Herbst 2020/Winter 2021

Das „Tagebuch der Informatikerin“ findet in Zusammenarbeit mit Informatik Austria, der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG), e-Education Austria, den Education Innovation Studios (EIS) des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMB) und dem Future Learning Lab statt. Es ist eine Aktivität im Rahmen des Projekts ADA – Algorithmen Denken Anders, wird geleitet vom Vienna Center for Logic and Algorithms an unserer Fakultät und finanziert durch die Wirtschaftsagentur Wien und dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).  Die Anmeldung für die im Dezember 2020 und Januar und Februar 2021 stattfindenden Workshops ist mit einem einfachen Klick hier möglich. Sie können uns aber auch ein E-Mail zukommen lassen: ada AT tuwien PUNKT ac PUNKT at